Viscom-Aktionäre brauchen starke Nerven. Vom Allzeithoch bei 38 Euro im Jahr 2018 war die Aktie zwischenzeitlich um über 85 % abgestürzt, um sich dann seit dem Corona-Tief zumindest wieder zu verdoppeln. Dennoch bleiben die aktuellen Notierungen weit unter den Möglichkeiten des Unternehmens. Das könnte sich aber demnächst ändern.
Viscom sieht sich als weltweiter Technologieführer für optische und röntgentechnische Inspektionssysteme in der Elektronikfertigung. Hauptabnehmer ist mit Abstand die Automobilindustrie, auf die zusammen mit der Industrieelektronik etwa 50 % der Umsätze entfallen. Das war in den letzten Jahren Fluch und Segen zugleich. Zunächst induzierte der jahrelange Boom im Autosektor auch bei Viscom ein kräftiges Wachstum, allein von 2014 bis 2018 konnten Umsatz und EBIT um rd. 50 % wachsen. Dann aber sorgten die Strukturkrise der Branche (Dieselskandal, Elektro-Transformation) und die Corona-Pandemie für einen jähen Einbruch, seit 2019 gab der Umsatz um 35 % nach und das EBIT rutschte in die Verlustzone.
Die Talsohle scheint aber nun durchschritten, denn in den ersten neun Monaten 2021 konnten die Niedersachsen den Umsatz um kräftige 35 % auf 54,8 Mio. Euro steigern und das EBIT mit 1,9 Mio. Euro wieder ins Plus drehen. Und selbst das bezeichnet der Vorstand aufgrund von Lieferengpässen noch als Wachstum mit „angezogener Handbremse“, denn der Auftragseingang kam mit +61 % fast doppelt so stark wie die Erlöse voran. Zwar wurde auch die Jahresprognose im Mittel von 22 auf 30 % Umsatzwachstum angehoben, richtig lösen soll sich die Handbremse aber erst im kommenden Jahr, wenn neben einer Entspannung der Beschaffungsseite auch die Kostensenkungs- und Wachstumsinitiativen weiter greifen. Bei Letzteren ruhen die Hoffnungen insbesondere auf einer neuen Produktfamilie von Röntgenprüfsystemen (iX-Serie)...
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