2020 darf man getrost als Katastrophenjahr für die Grenke AG bezeichnen. Erst schlug die Coronakrise zu und dann auch noch ein Shortseller. Als Ergebnis dieser Erschütterungen hat sich der Aktienkurs des einstigen Börsenlieblings im Tief geviertelt und notiert auch heute noch rd. 65 % unter den historischen Höchstständen. Dabei könnte das Geschäft schon bald wieder an das Niveau früherer Jahre anknüpfen.
Insbesondere die Attacke des Shortsellers Viceroy hat sich als weitgehend substanzlos erwiesen. Hatten die Briten vor allem die Existenz von 1 Mrd. Euro Barmitteln und die Werthaltigkeit von Leasing-Forderungen angezweifelt, so ist beides inzwischen durch zwei von der BaFin und Grenke beauftragte Sondergutachten widerlegt worden. Gewisse Beanstandungen der Prüfer gab es zwar, hautsächlich bei der Konsolidierung der Leasing-Töchter sowie bei der Risikovorsorge und dem Ansatz von Firmenwerten. Der bilanzielle Effekt sämtlicher Korrekturen hält sich bislang aber mit einer Eigenkapitalminderung um 9 % auf 1,15 Mrd. Euro in engen Grenzen. So liegt die EK-Quote mit 17,8 % auch heute noch über dem internen Zielwert von 16 %.
Schwerer wiegen da schon die Auswirkungen der Coronakrise, denn auch im ersten Halbjahr 2021 blieb das Neugeschäft im Kernbereich Leasing mit 764,5 Mio. Euro um 29,5 % unter dem Vorjahreswert. Isoliert betrachtet zeigt sich aber zumindest im zweiten Quartal mit einem Neugeschäft auf Vorjahresniveau eine klare Stabilisierung, zumal der Periodengewinn sogar um 35 % auf 18,3 Mio. Euro zulegen konnte. Da Grenke auch sonst seine Hausaufgaben gemacht und neben den bilanziellen Bereinigungen u.a. ein strengeres Risiko- und Compliance-Management eingeführt und Teile des Vorstands und Aufsichtsrats umbesetzt hat, spricht aus unserer Sicht wenig gegen eine Fortsetzung des Erholungskurses...
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