Der mexikanische IPC-Index zählt in der Hausse seit 2009 mit einem kumulierten Kursgewinn von 180 % zu den Highflyern in den Emerging Markets. Im laufenden Jahr schwächelt das Kursbarometer allerdings, die Performance seit Anfang Januar beträgt bislang -3 %. Nun ist der langfristige Aufwärtstrend in akuter Gefahr – Mexikos Börse steht damit am Scheideweg.
Die abnehmende Dynamik beim IPC-Index hat einen handfesten Grund: die hohe Bewertung der Aktien. Der Leitindex notiert mittlerweile mit einem stattlichen KGV von 23 – das ist viel, auch in Relation zu anderen Emerging Markets. Chinesische Aktien in Hongkong werden derzeit mit einem Multiple von 10,5 bewertet, russische Blue-Chips im Schnitt sogar nur mit einem KGV von 5,3. In diesem Bewertungsunterschied kommt allerdings das hohe Vertrauen zum Ausdruck, welches das mexikanische Wirtschaftsmodell im Moment genießt.
Denn im Gegensatz zu vielen anderen Emerging Markets fußt das Wachstum der mexikanischen Wirtschaft – im letzten Jahr hat das BIP um rund 4 % zugelegt – auf einem soliden Fundament. Die Leistungsbilanz war mit -0,8 % fast ausgeglichen und die Inflation scheint mit 4,1 % auf Jahresbasis gut im Griff. Ein kleiner Wermutstropfen stellt das Defizit im Staatshaushalt von 3,7 % dar, das allerdings aufgrund der hohen Wachstumsdynamik gerade noch tolerabel erscheint.
Die starken Makrodaten überdecken allerdings einige Probleme, mit denen Mexiko zu kämpfen hat. Dazu zählt insbesondere die ausgeprägte Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen. Mit einem GINI-Koeffizient zur Einkommensverteilung von 0,48 weist Mexiko auch in Relation zu anderen großen Emerging Markets einen sehr schlechten Wert auf (Quelle: OECD). Zum Vergleich: Deutschland kommt hier auf einen Wert von 0,295. Infolgedessen lebt fast die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, also mit einem Monatseinkommen von weniger als 80 US-Dollar. Die trotz aller ökonomischen Erfolge ausgeprägte Ungleichheit gilt auch als eine zentrale Triebfeder für die Attraktivität des Drogengeschäfts, gegen das die im letzten Sommer abgewählte Regierung Calderon mit extensivem Militäreinsatz angekämpft hat – bislang aber weitgehend vergeblich.
Der neue Präsident Enrique Pena Nieto verfolgt ebenfalls eine harte Linie gegen die Drogenkartelle, will dabei aber vor allem auf die Polizei und weniger auf das Militär zurückgreifen. Bislang sind indes noch keine Fortschritte erkennbar. Dafür plant die neue Regierung nun eine umfassende Reformagenda für Mexiko, dessen Wirtschaft trotz der Expansion immer noch als relativ verkrustet gilt. Im Zuge dessen sollen monopolisierte oder oligopolisierte Wirtschaftssektoren wie die Telekommunikation oder die Medien aufgebrochen werden, selbst im Ölgeschäft könnten künftig private Unternehmen im Rahmen von Joint-Ventures mit dem Staatskonzern Pemex zum Zuge kommen.
Neben diesen Schwerpunkten umfasst die Agenda auch eine Reform des Steuerwesens und der Finanzindustrie sowie eine Verbesserung des Erziehungssystems. Als Leitlinie wurde ausgegeben, dass die Wettbewerbskräfte in dem Land gestärkt werden sollen – was bei den Analysten auf ein positives Echo gestoßen ist. So geht Nomura davon aus, dass eine Umsetzung der Vorhaben das Wachstum der Wirtschaft, die in 2013 nach einer Einschätzung des IWF um 3,4 % zulegen dürfte, nachhaltig um bis zu 1,5 % p.a. erhöhen…
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