Die Wirtschaftsdaten von Estland sehen eigentlich hervorragend aus, im dritten Quartal hat das BIP um 7,9 Prozent zugelegt. Dennoch schwächelt der Aktienindex OMX Tallinn seit Monaten – nur auf den ersten Blick eine Diskrepanz.
Mit 10,9 Prozent hat sich die Arbeitslosenquote in Estland seit dem Krisenhoch Mitte 2010 nahezu halbiert – und die Wirtschaft läuft weiter auf Hochtouren. Eigentlich eine Triebfeder für steigende Kurse, doch die Realität sieht anders aus. Dass der Aktienindex OMX Tallinn seit Monaten fällt, dürfte vor allem an dem Misstrauen liegen, das den Nachbarstaaten entgegenschlägt. In Litauen und Lettland sind nach Skandalen zuletzt zwei Banken zusammengebrochen – in Litauen sogar die viertgrößte des Landes – und die Staatsanleihen der Länder stehen mächtig unter Druck. Lettland hat zuletzt sogar eine Emission wegen zu hoher Zinsen ganz abgesagt. Wegen der engen Verflechtung der baltischen Staaten wird Estland nun in Sippenhaft genommen. Sollte sich die Krise der Nachbarn verschärfen, dürften auch die Wachstumsrekorde bald der Vergangenheit angehören.
(November 2011)
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