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First Tin: Nachfrage nach ethischer Zinnversorgung ist gestiegen - Vorstandsinterview

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Die GBC-Analysten Matthias Greiffenberger und Julien Desroisiers haben mit Dr. Thomas Bünger, CEO der First Tin Plc, unter anderem über die Nachfragesituation bei Zinn, die ESG-Aktivitäten des Unternehmens und die aktuelle Finanzierungssituation gesprochen.
GBC AG: Hallo Herr Bünger, Sie waren COO/CTO der Aurubis AG, einem führenden globalen Anbieter von Nichteisenmetallen und einem der größten Kupferrecycler weltweit. Welche Erfahrungen haben Sie mit Zinn und Bergbau?
Thomas Bünger: Ich bin ein Spezialist für Basismetalle, Kupfer, Platinmetalle, Recycling und die Halbleiterindustrie. Als ehemaliger Leiter der Aurubis Primary Copper Division habe ich viele Kupferminen auf der ganzen Welt besucht. Als Aurubis 2018 die Metallos-Gruppe übernommen hat, habe ich alle Metallos-Standorte in das Hüttennetzwerk von Aurubis integriert, wodurch Aurubis zum größten Zinnproduzenten geworden ist.
GBC AG: Zinn wird in der gesamten Elektronik verwendet. Können Sie uns etwas über die bevorstehende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage sagen?
Thomas Bünger: Zinn ist ein entscheidendes Metall für eine zukünftige Wirtschaft, die auf Dekarbonisierung und Elektrifizierung ausgerichtet ist. Es ist ein wesentlicher Bestandteil von Halbleitern, Elektrofahrzeugen und anderen erneuerbaren Technologien. Die International Tin Association (ITA) hat eine Analyse durchgeführt, um den Zinnbedarf bis 2030 zu prognostizieren. Das Ergebnis war, dass ein zusätzlicher Bedarf von 100.000 t Zinn pro Jahr bestehen wird. Auf der Angebotsseite wurden 11 Projekte identifiziert, die reif genug sind, um bis 2030 in Produktion zu gehen und jährlich 50.000 Tonnen Zinn zu liefern, und ein Großteil davon stammt aus Ländern, in denen Konflikte herrschen oder die niedrige Nachhaltigkeitsschwellen haben. Dies lässt darauf schließen, dass das Zinnangebot weiterhin nicht ausreichen wird, um die steigende Nachfrage zu decken.
GBC AG: 97 % des weltweiten Zinnangebots stammt aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Ist es Zeit für ethisch und nachhaltig produziertes Zinn?
Thomas Bünger: Die Nachfrage nach einer ethischen und zuverlässigen Zinnversorgung zur Schaffung einer nachhaltigeren Welt ist erheblich gestiegen. Dies wird durch die Gesetzgebung vorangetrieben - die Zinnindustrie ist nun verpflichtet, ihre Rohstofflieferkette offenzulegen, um die Herkunft der Zinnversorgung nachzuweisen. Darüber hinaus stehen die Hersteller unter verstärktem Druck oder müssen ihre Scope-1-, -2- und -3-Emissionen nachweisen, was zu einer genaueren Überprüfung der Lieferketten führt.
GBC AG: Wie wichtig ist es für Deutschland, sich auf eine inländische Zinnquelle zu verlassen? Wie ist die Reaktion der deutschen Industrieunternehmen?
Thomas Bünger: In Deutschland besteht ein Interesse daran, Rohstoffquellen in Deutschland und Europa zu erschließen. Die Industrie verfolgt alle Bergbauprojekte, und in letzter Zeit haben mehrere große deutsche Industrieunternehmen angekündigt, dass sie sich ihren Rohstoff durch langfristige Verträge gesichert haben.
GBC AG: Im Jahr 2021 wurde eine optimierte Scoping-Studie für Ihre beiden wichtigsten Projekte abgeschlossen. Warum ist es wichtig, eine endgültige Machbarkeitsstudie (DFS) durchzuführen?
Thomas Bünger: Die DFS liefert alle Zahlen und Daten, die für die technische Realisierung und die Wirtschaftlichkeitsberechnung des Projekts erforderlich sind. Die Ergebnisse der DFS bilden die Grundlage und den Input für die Projektfinanzierung.
GBC AG: Sie konzentrieren sich auf ausgereifte Projekte mit geringen Investitionskosten. Was bedeuten niedrige Investitionskosten in Bezug auf erforderliche Mittel und wie wirkt sich die Reife Ihrer Projekte auf den Zeitplan im Vergleich zu üblichen Junior-Minenunternehmen aus?
Thomas Bünger: Der Competent Persons Report sah Ende 2021 für Taronga einen Investitionsaufwand vor der Produktion von 76 Mio. USD und für Tellerhäuser einen Investitionsaufwand von 46 Mio. USD vor. Beide Projekte haben eine solide Wirtschaftlichkeit bei konservativen Zinnpreisen gezeigt. Wir streben an, beide Anlagen bis Ende 2025/Anfang 2026 in Produktion zu bringen, wodurch sie perfekt positioniert sind, um in einer Zeit des Defizits eine kritische Versorgung zu gewährleisten.
GBC AG: Für Tellerhäuser verfügen Sie derzeit über eine aktive Bergbaugenehmigung bis zum 30. Juni 2070 für die Gewinnung von Bodenschätzen. Gibt es weitere Genehmigungen, die Sie vor der Produktion benötigen? Und wann rechnen Sie damit, diese zu erhalten?
Thomas Bünger: Für den Bau und die Inbetriebnahme unserer Tellerhäuser-Mine sind noch einige Genehmigungsschritte erforderlich. Ich gehe davon aus, dass wir alle relevanten Genehmigungen für diese Anlage in den nächsten 12 Monaten erhalten werden.
GBC AG: Derzeit läuft ein 24.000 m umfassendes Bohrprogramm. Was werden Sie damit erreichen? Wann können wir mit ersten Ergebnissen rechnen?
Thomas Bünger: Sowohl bei Taronga als auch bei Tellerhäuser laufen Bohr- und Data-Mining-Programme. Für Taronga erwarte ich ein Ressourcen-Update in Q2/2023 und für Tellerhäuser ein Ressourcen-Update im Juli/August 2023.
GBC AG: Zum 30. Juni 2022, verfügte das Unternehmen über 21,90 Mio. Euro an Barmitteln, sind Sie für die Fertigstellung der DFS für beide Projekte vollständig finanziert?
Thomas Bünger: First Tin verfügt nach wie vor über eine sehr gesunde Cash-Position, die ausreichen wird, um die DFS in unserem Taronga-Projekt abzuschließen. Wie kürzlich in einem operativen Update, das am 13. März veröffentlicht wurde, haben die Verzögerungen bei den Bohrungen in unserer Tellerhäuser-Anlage leider zu einer Verzögerung dieser DFS bis 2024 geführt. Wir werden jedoch mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln die Fertigstellung unseres Tellerhäuser-Projektes erheblich vorantreiben.
GBC AG: Können Sie uns sagen, wann Sie mit einer Investitionsentscheidung für das Bergwerksprojekt Tellerhäuser rechnen?
Thomas Bünger: Diese Entscheidung wird vom Ergebnis der DFS abhängen, zusätzlich zu den allgemeinen Marktbedingungen für Zinn. Bemerkenswert ist, dass das Projekt selbst bei einem Preis von 25.000 US$ pro Tonne eine solide Wirtschaftlichkeit aufweist.
GBC AG: Wann könnte die Anlage im günstigsten Fall ihr erstes Zinnkonzentrat produzieren?
Thomas Bünger: Unsere Tellerhäuser-Mine wird voraussichtlich Ende 2025/Anfang 2026 ihr erstes Zinnkonzentrat produzieren.
GBC AG: Wir können gar nicht genug betonen, wie wichtig der Fokus auf Nachhaltigkeit für ein Bergbauprojekt in Deutschland ist. Können Sie Ihre ESG-Prioritäten und Ihr aktuelles ESG-Ranking erläutern?
Thomas Bünger: First Tin Plc hat bei seinem ersten ESG-Rating durch Digbee ein BB-Rating erhalten. Trotz unserer kurzen Geschichte war ESG vom ersten Tag an ein zentrales Thema, und unsere Vision, keine Spuren zu hinterlassen, bleibt eine wichtige Priorität. Die ESG-Bewertung von Digbee ist ein weiterer Beweis für unser Engagement für eine transparente Berichterstattung über unsere Leistungen und Fortschritte, während wir daran arbeiten, in allen unseren Betrieben ein Höchstmaß an ESG-Compliance und -Praxis zu erreichen. Außerdem planen wir, mit unserem Tellerhäuser-Projekt eine Benchmark-Mine für ESG-Konformität und minimalen Fußabdruck zu schaffen.
GBC AG: Können Sie uns abschließend Ihre längerfristigen Aussichten mitteilen? Wo wird First Tin PLC in 3 bis 5 Jahren stehen?
Thomas Bünger: In 3 bis 5 Jahren will First Tin Plc ein führender Hersteller von Zinnkonzentraten sein, der sowohl seine Anlagen in Deutschland als auch in Australien in Betrieb hat und eine Gesamtproduktion von rund 6000 Tonnen Zinn pro Jahr erzeugt.
GBC AG: Thomas Bünger, vielen Dank für das Gespräch.

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