Die Aktie der Schweizer Electronic AG hat letzte Woche einen heftigen Kurssprung vollzogen. Noch Montag früh wurden die Anteilsscheine des Leiterplattenherstellers für 14,92 Euro gehandelt, nur einen Tag später notierte die Aktie bei 19,50 Euro und damit 30 % höher. Auslöser dieser Entwicklung war eine Unternehmensmitteilung, in der der Umsatzausblick für das laufende Jahr von 90 auf 100 Mio. Euro angehoben und die prognostizierte EBIT-Marge von 5 auf 7 bis 7,5 % deutlich nach oben korrigiert wurde. Damit scheint das Unternehmen die konjunkturelle Schwäche, die seit anderthalb Jahren auf dem Kurs gelastet hatte, endgültig überwunden zu haben. Auch wir haben diese Meldung zum Anlass genommen, in Erwartung einer zunehmend positiven Konjunkturentwicklung den Halbleiterhersteller in unser Musterdepot aufzunehmen.
Bei Schweizer Electronic handelt es sich um einen Entwickler und Hersteller von Leiter-platten, der sich insbesondere auf hochwertige Lösungen in Klein- und Mittelserien konzentriert und diese vor allem an dem hochmodernen Standort in Schramberg mit seinen rund 700 Mitarbeitern produziert. Damit ist das Unternehmen Europas drittgrößer Anbieter. Für das Großseriengeschäft besteht zudem eine Kooperation mit Meiko Electronics aus Japan, die auch durch eine gegenseitige Kapitalbeteiligung unterlegt ist. Zusammen gehören die Partner zu den Top-20 Leiterplattenanbietern der Welt. Schweizer bedient vor allem Kunden aus den Sektoren Automotive und Industrie, in den Vorjahren spielte auch die Photovoltaik eine wichtige Rolle als Abnehmer.
Dementsprechend haben der Boom und die Krise der Solarindustrie auch die Entwicklung von Schweizer in den letzten Jahren geprägt. Noch 2010 betrugen die Umsätze mit dieser Branche 27,9 Mio. Euro und trugen maßgeblich dazu bei, dass die Gesellschaft nur ein Jahr nach der Krise den Umsatz auf einen neuen Rekordwert von 105 Mio. Euro erhöhen und dabei ein EBIT von 16,9 Mio. Euro realisieren konnte. Doch inzwischen ist das Geschäft mit der Solarbranche auf einen Bruchteil des früheren Niveaus geschrumpft, im ersten Halbjahr wurden in diesem Bereich nur noch 0,8 Mio. Euro erlöst – rund 1,6 % des gesamten Halbjahresumsatzes.
Bemerkenswerterweise konnte Schweizer dieses komplette Wegbrechen einer ehemals wichtigen Abnehmerbranche ohne dramatische Auswirkungen auf den Gesamtumsatz bewältigen. Dank der boomenden Nachfrage aus dem Automobilsektor konnten die Einnahmen in 2011 konstant gehalten werden, im letzten Geschäftsjahr schließlich war durch die Abkühlung der Autokonjunktur ein Umsatzrückgang dann nicht mehr zu verhindern, dieser beschränkte sich aber auf rund 5 %. Stärker zurückgegangen ist in den letzten beiden Jahren das Ergebnis, gegenüber dem Rekordwert aus 2010 wurde in 2012 mit 5,2 Mio. Euro weniger als ein Drittel verdient.
Dies erklärt, warum der Markt so euphorisch auf die jüngste Meldung reagiert hat. Deutet diese doch daraufhin, dass die lange Durststrecke nun beendet sein dürfte. Vor allem die anziehenden Abrufe der Automobilindustrie, in Verbindung mit gegebenen Kapazitäten und den verdauten Effekten des Solareinbruchs, lassen eine sprunghafte Gewinnentwicklung erwarten. Einen Vorgeschmack darauf hat die jüngste Prognoseanhebung geliefert, die einen um etwas mehr als 10 % hören Umsatz, aber ein um bis zu 50 % höheres EBIT in Aussicht stellt.
Doch Schweizer hat auch abseits dieser erfreulichen kurzfristigen Perspektive einiges zu bieten…
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