Commerzbank-Chef Blessing versucht derzeit eine Charme-Offensive, lange Interviews wie aktuell im Spiegel dienen dazu, im Vorfeld der übermorgen stattfindenden Hauptversammlung Unterstützung für die eingeschlagene Strategie zu bekommen. Schließlich will das Unternehmen 2,5 Mrd. Euro bei den Anlegern einsammeln.
Vor diesem Hintergrund spricht Blessing ungewöhnlich offen über sein eigenes finanzielles Engagement, das er zuletzt wieder mit einem Zukauf von Commerzbank-Aktien ausgebaut hat. Er selbst hält wohl eine Verdreifachung des Kurses für möglich, denn erst dann würden sich seine kumulierten Investitionen in die Aktie des eigenen Unternehmens rechnen. Für die übrigen Aktionäre bleibt die Hoffnung, dass er damit letztlich endlich auch mal richtig liegt.
Fundamental betrachtet hat Blessing jedenfalls gute Argumente auf seiner Seite. Die Commerzbank hat im letzten Jahr operativ immerhin 1,2 Mrd. Euro verdient - und will den Überschuss in den nächsten Jahren mit harten Sparmaßnahmen deutlich steigern. Trotzdem notiert die Aktie nur bei einer Marktkapitalisierung in Höhe von 7 Mrd. Euro und damit bei einem Bruchteil des Eigenkapitals (27 Mrd. Euro).
Natürlich droht durch die Kapitalerhöhung eine massive Verwässerung, aber die Altaktionäre haben ja die Chance, mitzuziehen. Richtiges Abwärtspotenzial hat die Aktie indes nur, wenn die operative Restrukturierung fehlschlägt - und hier ist aufgrund der erfolgreichen Absenkung der Kostenbasis in den letzten Jahren ein Vertrauensvorschuss durchaus nicht unangemessen. Gelingt aber die Restrukturierung der Commerzbank, wird Blessings Traum von einer Verdreifachung der Aktie vielleicht doch noch wahr.
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