Die MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG ist für uns ein alter Bekannter. In der ersten Rallyphase der Aktie waren wir bis 2011 im Nebenwerte Depot bereits investiert und haben uns letztlich mit einem Kursgewinn von mehr als 60 % vorerst verabschiedet. Im Frühjahr 2012 endete der Aufwärtstrend der Aktie mit einer kräftigen Korrektur, nun konsolidiert sie bereits seit zwölf Monaten seitwärts. Die tiefgreifende Transformation, die MIFA seitdem durchläuft, lässt aber auf einen neuen langfristigen Aufwärtstrend hoffen.
Das Markenzeichen von MIFA ist eine effiziente großvolumige Produktion im Industriestandard. Mit dieser Ausrichtung konnte der Fahrradhersteller den deutschen Markt aufrollen und gemessen an der verkauften Stückzahl zur Nummer eins aufsteigen (546 Tsd. verkaufte Fahrräder in 2012). Das Einfallstor war dabei der Groß- und Einzelhandel, MIFA positionierte sich im unteren bis mittleren Preissegment und lieferte Kunden wie Aldi, Rewe & Co. solide Qualität zu günstigen Preisen.
Nach enormen Zuwächsen stieß das Unternehmen aber bereits ab dem Jahr 2004 an Wachstumsgrenzen, im klassischen Fahrradgeschäft konnte der Absatz nicht mehr weiter ausgedehnt werden. Einen neuen Schub erlebte MIFA aber in den letzten beiden Jahren durch den Siegeszug der E-Bikes, an diesem Trend hat die Gesellschaft stark partizipiert. Von 2010 bis 2012 wurde die Zahl der verkauften Fahrräder mit Elektromotor von 3 auf 47 Tsd. gesteigert. Der Konzernumsatz erhöhte sich infolgedessen von 76,5 auf 111,3 Mio. Euro, das EBIT von 2,0 auf 2,9 Mio. Euro.
Mit der EBIT-Marge von 2,6 % kann das Unternehmen aber nicht zufrieden sein. Insbesondere im Geschäft mit den Handelsketten sind die Gewinnspannen sehr gering. Das Management hat daher eine Transformation eingeleitet, die MIFA den nächsten Wachstumsschub bescheren soll – vor allem auf der Ertragsseite. Im letzten Jahr wurde die Firma Grace übernommen, ein kleiner Hersteller von innovativen und hochpreisigen E-Bikes. Außerdem wurden die wesentlichen Assets der Firma Steppenwolf, deren Fokus auf klassischen Fahrrädern im mittleren bis gehobenen Marktsegment liegt, aus der Insolvenz erworben. Neben der Marke, die sich einen guten Ruf erarbeitet hat, war für MIFA vor allem der bestehende Zugang zum Fachhandel interessant.
Die beiden Marken wurden schrittweise in die eigene Produktion überführt, nun kann der Absatz skaliert werden. Für eine Verkaufsoffensive stehen MIFA nun alle Vertriebskanäle offen, das Management verspricht sich davon erhebliche Cross-Selling-Effekte. Eine weitere Wachstumsoption, die derzeit verfolgt wird, sind Fahrräder unter einer eigenen Marke (JUNG) mit einer neuartigen Präsentationsplattform für den Einzelhandel, hier gibt es bereits erste Testläufe. Darüber hinaus befindet sich das Management in Gesprächen hinsichtlich weiterer Auftragsproduktionen für Geschäftskunden. Bislang stellt das Unternehmen u.a. ein E-Bike für Smart sowie speziell auf den Bedarf zugeschnittene Räder für die Deutsche Post her.
Erste Ansätze für den Erfolg der Strategie sieht man bereits in den Halbjahreszahlen 2013. Der durchschnittliche Absatzpreis für E-Bikes erhöhte sich binnen Jahresfrist um 26,2 % auf 723 Euro, für konventionelle Fahrräder lag der Zuwachs bei 9,7 % auf 158 Euro. Dadurch erhöhte sich der Umsatz trotz rückläufiger Stückzahlen (-10,6 % auf 395 Tsd. Stück) um 3,3 % auf 82,6 Mio. Euro, das EBIT bewegte sich mit 5,5 Mio. Euro knapp über dem Vorjahresniveau (5,4 Mio. Euro). Für das Gesamtjahr zeichnet sich damit eine deutliche Ertragsverbesserung ab, nachdem die Akquisitionen das Vorjahresergebnis belastet hatten. Mittelfristig will das Unternehmen aber noch höher hinaus: Durch das Wachstum mit Markenrädern soll…
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