Die Erwartungen waren hoch. Doch konnte das Biotech-Unternehmen Evotec bei der Vorlage seiner Bilanz zum dritten Quartal bzw. den ersten neun Monaten auf breiter Front überzeugen. Allerdings kommt das vorerst nicht am Markt an.
Dass es eine sehr robuste Quartalsbilanz werden würde, konnte man schon aus dem Nachrichtenfluss der letzten Monate ablesen. Denn Evotec eilte faktisch von einer positiven Meldung zu anderen. Das betraf insbesondere neue Kooperationen, die für die Zukunft weitere Meilensteinzahlungen und Forschungsgebühren versprechen. Aber auch schon bestehende Verträge spülen immer mehr Geld in die Kasse.
So konnte Evotec für das dritte Quartal einen Umsatzanstieg um 43 % auf 96,3 Millionen Euro melden. Dabei profitierte das Unternehmen, das insbesondere durch seine eigenen Wirkstoffbibliotheken und entsprechende Forschungsarbeiten ein gesuchter Partner für die Pharmaindustrie ist, gleich von drei positiven Entwicklungen. Zum einen konnte das klassische Basis-Forschungsgeschäft ein solides Wachstum aufweisen. Hinzu kamen hohe Meilenstein-Zahlungen und inzwischen auch ein deutlicher Beitrag nach der vollzogenen Übernahme des amerikanischen Outsourcing-Spezialisten Aptuit. Das bereinigte EBITDA schnellte im dritten Quartal von zuvor 12,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf nun 30,1 Millionen Euro hoch.
Damit konnte Evotec auch für die ersten neun Monate insgesamt ein kräftiges Wachstum aufweisen. Der Konzernumsatz legte um 57 % auf 270 Millionen Euro zu. Beim bereinigten Konzern-EBITDA wurde ein Zuwachs um 77 % auf 68,7 Millionen Euro erreicht.
Angesichts der zahlreichen Forschungskooperationen und den daraus zu erwartenden Umsatz- und Gewinnbeiträgen bleibt Evotec auch für das Gesamtjahr optimistisch. So hat man die bisherige Prognose für 2018 nochmals bestätigt. Diese geht von einem Zuwachs beim Umsatz um mehr als 30 % aus. Das bereinigte Konzern-EBITDA soll um rund 30 % zulegen können.
Bei den Forschungs- und Entwicklungskosten rechnet man mit rund 35 bis 45 Millionen Euro. Dies ist gegenüber der bisherigen Prognose ein deutlicher Aufschlag. Denn bislang hatte Evotec hier 20 bis 30 Millionen Euro angesetzt. Allerdings ergibt sich dies insbesondere aus der Akquisition der im französischen Lyon stationierten Forschungskapazitäten im Bereich Antiinfektiva, die man im Rahmen der geschlossenen Kooperation mit Sanofi übernommen hatte.
Die höheren Forschungskosten könnten dabei durchaus auch einen Grund geliefert haben, warum die Aktie von Evotec nach den Zahlen deutlich schwächelte. Nach einer ersten positiven Reaktion ging Evotec im Handelsverlauf am Dienstag stärker in die Knie und rutschte sogar erneut unter seine 100-Tage-Linie.
Wobei hier auch eine Rolle gespielt haben könnte, dass Evotec trotz der starken Zuwachsraten beim EBITDA und beim Umsatz nichts an der Jahresprognose verändert hat. Das könnte einige Anleger enttäuscht haben, die hier auf eine Prognoseanhebung spekuliert haben. Und noch ein Grund spielt vermutlich eine Rolle: Denn ab kommendem Jahr gibt es einen Wechsel in der Konzernspitze. Zukünftig soll Craig Johnstone das operative Geschäft verantworten. Er ist bislang weltweit verantwortlich für den Geschäftsbereich Integrated Drug Discovery, also faktisch ein Eigengewächs. Dennoch könnten hier einige Investoren abwarten, wie sich der Neue erst einmal schlägt.
Insofern scheint uns bei neuen Dispositionen zur Aktie keine Eile geboten. Der jüngste Rücksetzer sollte erst einmal verdaut werden und für eine charttechnische Stabilisierung auch wieder mindestens die 100-Tage-Linie bei derzeit 18,36 Euro überwunden werden. Dann wäre es aber wohl Zeit für einen Zugriff, da wir auf Basis der bisherigen Zahlen durchaus damit rechnen, dass die bislang ausgebliebene Anhebung der Gewinnprognose doch noch kommt.
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