Seit der Entkonsolidierung der börsennotierten Tochter Siltronic und der damit verbundenen Sonderdividende im vergangenen Jahr ist der Spaßfaktor für die Aktionäre der Wacker Chemie AG begrenzt. Im Jahresabschluss 2018 zeigten sich besonders bei der Margenentwicklung der zweiten Jahreshälfte unübersehbare Bremsspuren. Trotz prognostiziertem Umsatzanstieg wird für 2019 mit spürbar sinkenden Erträgen gerechnet. Dabei ist neben der sich abkühlenden Konjunktur auch das Solargeschäft der Sparte Polysilicon ein Hemmschuh. Reichen die 2017 eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz aus, um Ergebnis und Aktie wieder anzuschieben?
Wacker Chemie ist ein global aufgestelltes Chemieunternehmen mit Fokus auf Silikonen, Polymeren, Biotech-Produkten und Wafern. Die Abnehmerbranchen sind breit gefächert, darunter die Pharma-, Textil-, Solar-, Elektronik- und chemische Grundstoffindustrie. Bei Silikon- und Polymerprodukten kommen die Kunden überwiegend aus der Automobil- und Bauindustrie. Etwa die Hälfte der Umsätze entfielen 2018 auf den Bereich Silicones, ein Viertel auf Polymers und rund 16 % auf Polysilicon. Eine untergeordnete Rolle spielt noch das Segment Biosolutions (knapp 5 %). Die Mehrheitsbeteiligung an dem Halbleiterspezialisten Siltronic wurde 2017 auf rund 30 % reduziert und wird jetzt als assoziiertes Unternehmen at equity bilanziert.
Bei einem Umsatzanstieg um gut 1 % auf knapp 5,0 Mrd. Euro legte das Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten, bereinigt um die Entkonsolidierung von Siltronic, im Geschäftsjahr 2018 überproportional um 4 % auf 260,1 Mio. Euro zu. Dabei profitierte Wacker von dem auf 131,7 Mio. Euro (GJ 2017: 42,0) Mio. Euro verbesserten Equity-Ergebnis. Operativ sanken EBITDA und EBIT dagegen überwiegend wegen der Entwicklung bei Polysilicon um 8,3 bzw. 8,0 %. Der negative Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2019 mit einem EBITDA-Rückgang um über 31 % – bei einem Erlösrückgang um fast 2 % – fort. Am Ziel für 2019 (Umsatzanstieg um mittleren einstelligen Prozentsatz; EBITDA-Minus 10 bis 20 %) hält das Unternehmen auch nach Vorlage der Halbjahreszahlen fest, sieht das EBITDA nun aber am unteren Ende der Range.
Die Probleme bei Wacker sind offensichtlich: Steigenden Rohstoffkosten stehen geringere Preise für Polysilizium und Standardsilikone gegenüber. Hinzu kommt, dass China 2018 die Einspeisevergütung für Solarstrom bereits gekürzt hat und den Neubau von Anlagen nun drosselt. Dadurch sinkt der Absatz von Solarsilizium, was sich entsprechend negativ auf den Bereich Polysilicon auswirkt. Die Gemengelage ist schwierig, denn die EBIT-Marge, die zum Halbjahr 2018 noch bei 9,7 % lag (GJ 2018: 7,6 %), ist mittlerweile auf 2,8 % eingedampft. Diesem Margenverfall will Wacker…
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