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MS Industrie: Erfreuliches Auftragsvolumen 2023 - Vorstandsinterview

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Der GBC-Analyst Cosmin Filker hat mit Dr. Andreas Aufschnaiter, Vorstand bei der MS Industrie AG, über das vergangene Geschäftsjahr 2022 und den Ausblick für das aktuelle Jahr gesprochen.
GBC AG: Gemäß vorläufigen Zahlen haben Sie im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 eine deutliche Steigerung der Betriebsleistung um 25 % auf 206 Mio. € erreicht. Können Sie diese Entwicklung skizzieren?
Dr. Andreas Aufschnaiter: Das Geschäftsjahr 2022 war in der Tat durch ein deutliches Wachstum in beiden Geschäftssegmenten der MS Industrie Gruppe geprägt. In der Sparte Powertrain wirkten sich sowohl ein Mengenwachstum bei bestehenden und neu anlaufenden Serienteilen, als auch ein Preiswachstum infolge der Weitergabe von Material- und Energiekostensteigerungen aus. In der Sparte Ultraschall war – nach drei sehr schwierigen Jahren wegen der Umstellung der PKW-Modellpaletten (Verbrenner zu Elektro) bei weltweit allen OEMs – seit ca. Mai 2022 wieder eine starke Belebung der Marktnachfrage zu verzeichnen. Dies hatte entsprechend positive Auswirkungen auf alle Ergebnisebenen der Gruppe.
GBC AG: Demnach war die operative Entwicklung der MS Industrie AG auch von der Erholung in der Nutzfahrzeugbranche geprägt. Was waren die hierfür ausschlaggebenden Faktoren, im Gegensatz zum weiterhin von Schwierigkeiten geprägten Pkw-Sektor?
Dr. Andreas Aufschnaiter: Bereits seit Mitte 2019 – also schon vor der Corona-Pandemie – sind die LKW-Verkaufszahlen zurückgegangen. Nun kam es durch die niedrigeren Zulassungszahlen der Jahre 2020 und 2021 zu einer deutlichen Erhöhung des Durchschnittsalters der LKW-Flotten, zumal die Fahrleistungen sich relativ rasch nach der ersten Pandemiewelle wieder normalisiert hatten. Im Ergebnis verspüren sämtliche LKW-Hersteller gleichzeitig die Kombination aus Nachholbedarf und wachsender Nachfrage. Die Veröffentlichungen der Auftragsbestände und Lieferzeiten von z.B. Daimler Trucks, Traton und Paccar bestätigen diesen Ausblick auch für das Jahr 2023 eindrücklich. Der Megatrend beruht unverändert auf dem weltweit stetig zunehmenden Warentransport, welcher im Schnitt zu 80% auf der Straße stattfindet.
GBC AG: Was ist Ihre Meinung zur Entwicklung von Elektro-Lkw und welche Auswirkungen hätte dies auf das Geschäft der MS Industrie AG?
Dr. Andreas Aufschnaiter: Zunächst müssen wir zwischen den – von uns belieferten – schweren LKW einerseits und den leichten und mittelgroßen Nutzfahrzeugen andererseits unterscheiden. Bei Letzteren wird sich unserer Einschätzung nach der Elektrifizierungstrend fortsetzen, z.B. im innerstädtischen Verteilerverkehr. Bei den schweren LKW wird es unseres Erachtens einen sehr kleinen Elektro-Anteil für gewisse Nischenanwendungen geben, der durch das Marktwachstum wieder kompensiert wird, so dass wir entsprechende Fertigungskapazitäten einplanen müssen. Darüber hinaus beobachten wir beim schweren LKW aus technischer Sicht die Tendenz hin zu einer „Warmverbrennung“ von Wasserstoff mit Hilfe der klassischen Verbrennungsmotoren, da die Stromerzeugung mittels „Kaltverbrennung“ über eine Brennstoffzelle Schwierigkeiten mit Spitzenlasten hat. Zusätzlich ist die Lebensdauer einer Brennstoffzelle deutlich geringer. Zusammengefasst und weltweit betrachtet erwarten wir noch sehr viele Jahre des Einsatzes bestehender und neu angelaufener Serienteile (Stichwort Scania/Traton-Motor). Dem LKW-Transformationsprozess ist unsere Powertrain-Sparte dahingehend voraus, dass wir bereits heute einen Umsatzanteil von 30% mit „Off-road“-Teilen erzielen. Dieser Trend wird sich strategiekonform in den nächsten Jahren fortsetzen.
GBC AG: Auch im Ultraschallsegment wurden in den ersten neun Monaten 2022 deutliche Wachstumsraten erzielt. Was war für die Entwicklung im Untersegment Serienmaschinen und Systeme und Komponenten entscheidend?
Dr. Andreas Aufschnaiter: Insbesondere das Untersegment „Ultraschall-Serienmaschinen“ hat sich im Jahr 2022 sehr gut entwickelt. Sowohl Auftragseingang als auch Umsatz haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Die Anzahl der bei Kunden installierten Maschinen wuchs dementsprechend und führt parallel zu stetig steigenden Umsätzen für Service und Ersatzteile. Die wieder stattfindenden Messen und die nicht mehr so stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten für unsere Vertriebsmitarbeiter haben sich ebenfalls positiv ausgewirkt. Im Untersegment „Systeme & Komponenten“ konnte nach einer Reihe von technischen Weiterentwicklungen im Bereich „Nonwovens“ ein erster Großauftrag für das Verschweißen von Vlies-Pflegehandschuhen akquiriert werden. Die Kunden- und Testfrequenz am neuen Kompetenzzentrum in Ettlingen nimmt spürbar zu.
GBC AG: Wie schätzen Sie die aktuelle Lage bei den Ultraschall-Sondermaschinen ein und wie ist die Situation im Hinblick auf Lieferengpässe?
Dr. Andreas Aufschnaiter: Das Geschäftsfeld der Sondermaschinen erlebte von Mitte 2019 bis Mitte 2022 zum ersten Mal in seiner 30-jährigen Geschichte eine „Modell-Krise“. Das Pendel der Modellvielfalt in der PKW-Branche kam dann im Vorjahr wieder deutlich zurück. Die Anzahl der Anfragen und die Akquisitionserfolge sind ein eindeutiges Zeichen dafür – das erwarten wir auch für die kommenden Jahre. Die Lieferkettenprobleme bei Zukaufteilen und -komponenten beschäftigten uns das gesamte Jahr 2022 und führten zur Verschiebung von Auslieferungen in das Jahr 2023. Aus heutiger Sicht ist eine Entspannung zu beobachten; allerdings sind wir bei den Lieferzeiten unserer Lieferanten noch weit von dem Vorkrisen-Niveau entfernt. Unsere Kunden haben dies erkannt. Deswegen sind sie frühzeitig mit uns in Abstimmungsgesprächen mit Aufträgen für neue PKW-Modelle. Sie wollen sich heute schon Kapazitäten für 2024 reservieren.
GBC AG: In 2022 ist die Inflationsrate auf den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung Deutschlands angestiegen. Was bedeutet dies für Sie, auch im Hinblick auf die Energiekosten?
Dr. Andreas Aufschnaiter: Die Kostensteigerungen bei Rohmaterial und Energie waren in 2022 ein wesentlicher Einflussfaktor und gleichzeitig eine große Herausforderung für die Gespräche mit unseren Kunden. Durch unsere starke Position als langfristiger Single-Source-Lieferant ist es mit nur geringem Zeitversatz gelungen, die Kostensteigerungen in den Verkaufspreisen weiterzugeben. Im Bereich des Maschinenbaus konnten wir – bedingt durch die längeren Durchlaufzeiten von 9-12 Monaten – erst zeitversetzt reagieren, wodurch sich die positiven Effekte erst im Laufe des Jahres 2023 auswirken werden.
GBC AG: Wie sieht die Strategie aus, um die Abhängigkeit von Großkunden Daimler weiter zu reduzieren?
Dr. Andreas Aufschnaiter: Die LKW-Kundenbasis verbreitert sich in den nächsten Jahren durch den Ventiltrieb für alle Traton-Marken – Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Nutzfahrzeuge Südamerika – deutlich. Gleichzeitig konzentriert sich die Neuakquisition von Serienaufträgen seit einigen Jahren auf Kunden im „Off-road“-Bereich, ich denke da an Baumaschinenhersteller, sowie auf Teile für Hydraulik-, Hybrid- und Elektro-Anwendungen. Aber auch Strukturteile, welche unabhängig von der Antriebsform sind, gewinnen an Relevanz. Die Vertriebserfolge seit dem Jahr 2020 bestätigen die eingeschlagene Strategie. Durch das flexible Automatisierungskonzept unserer Fertigung können unsere Anlagen relativ schnell und einfach auf Teile unterschiedlichster Kunden und Industrien umgestellt werden.
GBC AG: Gemäß der aktuellen Meldung zu den vorläufigen Zahlen soll die Platzierung der im Oktober 2022 begebenen Anleihe mit einem Kupon in Höhe von 6,25 % fortgesetzt werden. Wofür sollen die Mittel verwendet werden?
Dr. Andreas Aufschnaiter: Die im Oktober 2022 ins Leben gerufene Anleihe soll uns helfen, das weitere organische Wachstum zu finanzieren und mehr Langfristigkeit in die Struktur der Passivseite zu bringen. Im Rahmen des Private Placements werden wir nun im Frühjahr weitere interessierte Investoren ansprechen. Unsere Performance 2022 sowie die aktuelle Auftragslage mit Höchstständen in beiden Unternehmenssparten können sich unseres Erachtens sehen lassen.
GBC AG: Wo sehen Sie die MS Industrie in drei bis fünf Jahren?
Dr. Aufschnaiter: Die MS Industrie Gruppe wird mittelfristig organisch in Richtung 300 Mio. Euro Umsatz wachsen und die Profitabilität nach diversen Krisen, Umbaumaßnahmen und Neuproduktentwicklungen schrittweise und sichtbar steigen. Wir sind da auf einem sehr guten Weg, was unser erfreuliches Auftragsvolumen für 2023 zeigt. Unser Ziel ist unverändert eine stetig dividendenzahlende Industriegruppe mit einer starken Marktposition in beiden Geschäftsbereichen.
GBC AG: Herr Dr. Aufschnaiter, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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