Das jordanische Königshaus versucht, ähnlich wie die Herrscher von Saudi-Arabien, Unruhen durch großzügige Geschenke an die Bevölkerung zu verhindern – eine teure Präventivstrategie. Nur fehlen König Abdullah die Öl-Milliarden der Saudis, weswegen der Weg mittelfristig scheitern wird.
Durch den arabischen Frühling ist die Furcht autokratischer Herrscher vor ihrem Volk gewachsen. Da der syrische Weg, eine gewaltsame Niederschlagung von Protesten, schnell zu einem Bürgerkrieg (wie in Libyen) führen kann, versucht das jordanische Königshaus, das ohnehin dem moderaten Lager im Nahen Osten zuzurechnen ist, die Bevölkerung mit Geschenken zufrieden zu stellen. Neue Jobs im öffentlichen Dienst und Subventionen für Nahrungsmittel und Benzin – die Regierung zieht hier alle Register. Der Preis für die Abkehr vom wirtschaftsliberalen und fiskalpolitisch soliden Kurs ist ein steigendes Haushaltsdefizit, das im laufenden Jahr gut und gern 7 Prozent übersteigen könnte. Zu allem Unglück lahmt auch noch die Wirtschaft, die nach einer Dekade mit zumeist hohen einstelligen Zuwachsraten 2011 lediglich um 3 Prozent expandieren dürfte. Daher ist absehbar, dass das gesetzlich festgeschriebene Maximum von 60 Prozent Staatsschulden in Relation zum BIP bald erreicht wird (Stand August: 57 Prozent). Das Dilemma spiegelt auch der Aktienindex Amman SE General, der seit Jahren nur eine Richtung kennt: nach unten.
(Oktober 2011)
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