Nachdem sich Polens Wirtschaft lange Zeit relativ immun gegen die Schwäche in Europa zeigte, haben sich zuletzt die Schwächesignale gehäuft. Mit 2,3 Prozent war das Wachstum schon im zweiten Quartal auf den tiefsten Stand seit drei Jahren, und die jüngsten Konjunkturmeldungen lassen auf eine Fortsetzung der Schwächephase erwarten.
So ist die Expansion der Industrieproduktion im August auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009 gefallen, auch die Dynamik der Einzelhandelsumsätze war zuletzt mehrere Monate rückläufig. Schließlich hat die Erhebung des Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im September den niedrigsten Stand seit Juli 2009 ergeben. In Reaktion auf diese Entwicklung hat die Regierung angekündigt, ihren Haushaltskonsolidierungskurs etwas zu lockern. Das diesjährige Defizit soll statt 3,0 nun 3,5 Prozent, für das nächste Jahr werden statt 2,2 Prozent 3,0 Prozent erwartet. Doch auch mit diesen reduzierten Zielen gehört Polen wird Polen bis Ende 2012 sein strukturelles Budgetdefizit seit 2010 um 4,1 Prozentpunkte reduziert haben und gehört damit weltweit zu den Ländern mit der konsequentesten Haushaltsgesundung. Um diesen Kurs mit höherem Wirtschaftswachstum zu stützen, soll nun aber auch verstärkt investiert werden. Die Regierung nannte in diesem Zusammenhang ein Investitionsprogramm im Volumen von 95 Mrd. Euro, hauptsächlich für den Ausbau der Straßen- und Schieneninfrastruktur sowie für die Erneuerung des Energiesektors. Da auch die Zentralbank für ihre nächste Sitzung im November recht offen eine Zinssenkung angekündigt hat, dürfte der Konjunkturausblick bald wieder heller werden.
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