Die Aktie von Drillisch hat in den letzten drei Jahren an der Börse für mächtig Furore gesorgt, eine erfolgreiche Transformation des Geschäftsmodells sorgte seit dem Jahrestief 2011 in der Spitze für einen Kurszuwachs von fast 1.000 %. Wir hatten das Papier zuletzt im Juli 2013 langfristig orientierten Investoren bei einem Kurs von 13,64 Euro ans Herz gelegt, das sich bietende Potenzial aber zugegebenermaßen noch unterschätzt. Die Rally ist durchaus fundamental untermauert, bislang vor allem durch ansehnliche Renditesteigerungen im Kerngeschäft. Nach einem spektakulären Deal mit Telefonica bieten sich Drillisch perspektivisch jetzt auch große Wachstumschancen, das Anlagerisiko ist mittlerweile aber erheblich gestiegen.
Drillischs Stärke ist es, neue Trends im Mobilfunkmarkt frühzeitig zu erkennen und dann konsequent darauf zu setzen. Divergierende Kundenwünsche und Eingriffe des Regulierers boten in den vergangenen Jahren die Chance zur Weiterentwicklung von einem einfachen Service-Provider zum Mobile Virtual Network Operator (MVNO). Im Rahmen dessen kauft Drillisch standardisierte und entbündelte Vorleistungen von Telefonica O2 und Vodafone ein und strukturiert daraus eigene Angebote unter verschiedenen Labeln. Das ist zwar ein komplexeres Geschäft, lässt dem Unternehmen aber wesentlich mehr Handlungsspielraum und Margenpotenzial, wenn die Freiheitsgrade geschickt genutzt werden.
Und die Erfolge, die Drillisch damit erzielt, sind durchaus beeindruckend. Im letzten Jahr konnte die Zahl der MVNO-Kunden um 16 % auf 1,7 Mio. gesteigert werden. Besonders stark war das Wachstum im Bereich der Flatrates (+69,5 % auf 0,86 Mio.) was erfreulich ist, da der Konzern hier die besten Margen erwirtschaftet. Dies spiegelt sich im EBITDA wider, das um 14,4 % auf 70,8 Mio. Euro zulegte. Und das trotz eines von 323,7 auf 290,5 Mio. Euro zurückgegangenen Umsatzes, der unter dem sukzessiven Rückzug aus dem Service-Provider-Geschäft, Eingriffen des Regulierers und einem scharfen Wettbewerb gelitten hat. Die EBITDA-Marge erhöhte sich so binnen Jahresfrist von 19,1 auf 24,4 %, Drillisch hat im Anschluss eine Dividende von 1,60 Euro für das Geschäftsjahr ausgeschüttet.
Der positive Trend hat sich trotz der bereits erreichten beeindruckenden operativen Profitabilität auch im laufenden Jahr weiter fortgesetzt. Im zweiten Quartal lag der Umsatz mit 70,4 Mio. Euro zwar unter dem Vorjahreswert (72,3 Mio. Euro), das EBITDA legte währenddessen aber um 21,8 % auf 21,8 Mio. Euro zu, die Marge verbesserte sich damit weiter von 24,8 auf 31,0 %. Das Wachstum der MVNO-Kunden war mit 3,1 % auf 1,82 Mio. gegenüber Ende März weiter beachtlich.
Dennoch bleibt eine erlösseitige Rückkehr auf den Wachstumspfad für Drillisch die drängendste Aufgabe, um auch mittelfristig den Gewinn deutlich steigern zu können. Das Potenzial dafür hat das Management mit einem spektakulären Abschluss geschaffen. Im Rahmen der Übernahme von E-Plus muss Telefonica Konkurrenten Kapazitäten bereitstellen, und Drillisch wird dafür der exklusive Partner. In den nächsten fünf Jahren erhält der Konzern schrittweise Zugriff auf zusätzliche 20 % der Netzinfrastruktur von Telefonica, für weitere 10 % besteht dann eine Option. Darüber hinaus übernimmt Drillisch zunächst 50 Shops von dem Netzbetreiber, die Zahl kann potenziell im Anschluss bis auf 600 ausgeweitet werden.
Nach den Erfolgen der letzten Jahre wagt Drillisch nun den großen Sprung. Erfüllen sich die Hoffnungen, dürfte das Unternehmen…
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