Die Anleger haben zunächst mit einer kräftigen Rally die mögliche Rettung von Solarworld gefeiert. Gestern dann kam mit den Zahlen zum ersten Halbjahr die erste Ernüchterung. Der Wert des Anteils, den die Altaktionäre erhalten, erscheint aber weiter ambitioniert. Zudem droht neues Ungemach von Seiten der EU.
Der Photovoltaikmarkt könnte langsam das Schlimmste überstanden haben, es häufen sich die Anzeichen für eine Stabilisierung. Das wären gute Startvoraussetzungen für Solarworld nach einer erfolgreichen Restrukturierung.
Im Moment jedoch hat der Konzern noch schwer zu kämpfen, im ersten Halbjahr ist der Umsatz von 340 auf 201 Mio. Euro eingebrochen. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen belief sich der Verlust auf 37 Mio. Euro - immerhin deutlich weniger als vor Jahresfrist (-99 Mio. Euro).
Wenn jetzt die Sanierung gelingt und die chinesische Konkurrenz von der EU in die Schranken gewiesen wird, könnte sogar der Turnaround gelingen. Aber danach sieht es im Moment nicht aus. China ist für Europa ein zu wichtiger Handelspartner, um wegen der kleinen Photovoltaikbranche einen Eklat zu riskieren. Es läuft daher auf einen Deal hinaus: Die chinesische Führung wird die großen Photovoltaikkonzerne anweisen, die Preise etwas anzuheben, vielleicht wird auch das Exportvolumen begrenzt, dafür werden aber die vorläufigen Strafzölle aufgehoben.
Solarworld wird sich daher eigenständig aus der defizitären Lage befreien müssen, und da steht dem Unternehmen trotz der voraussichtlichen Entlastung im Fremdkapitalbereich eine Herkulesaufgabe bevor, wie die aktuellen Zahlen zeigen.
Trotzdem werden die 5 Prozent des künftigen Unternehmens, die die Altaktionäre im Falle einer erfolgreichen Restrukturierung erhalten, derzeit mit mehr als 50 Mio. Euro bewertet, das entspricht einem gesamten Unternehmenswert von über 1 Mrd. Euro.
Eine Einladung für Shortseller, die sich der Aktie aber vermutlich erst richtig annehmen werden, wenn die Restrukturierung und der Kapitalschnitt durch sind. Dann könnte es für Spekulanten, die auf dem aktuellen Niveau noch kaufen, ein böses Erwachen geben.
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