Die Rettung von Solarworld scheint im Vorfeld der Gläubigerversammlung am 8. und 9. Juli auf einem guten Weg. Doch die Aktie fällt, aktuell wieder mit beachtlichem Tempo. Darin kommt einerseits zum Ausdruck, dass die freien Aktionäre im Falle einer erfolgreichen Restrukturierung nur noch 5 Prozent vom Unternehmen halten. Andererseits sinkt aber auch die Hoffnung, dass die EU dem Unternehmen nachhaltig aus der Klemme hilft.
Anfang Juni hatte die EU-Kommission vorläufige Strafzölle auf Solarmodule in Höhe von 11,8 Prozent verhängt - das wurde an der Börse als wichtiger Etappensieg für Solarworld gefeiert. Im August wird es ernst, lenken die Chinesen bis dahin nicht ein, droht eine Anhebung auf 47,6 Prozent.
Doch der Gegenwind aus China ist gewaltig, mit ihren Strafzöllen auf rostfreie Stahlrohre hat das Reich der Mitte die Europäer offenbar bereits empfindlich getroffen, diese planen nun eine Klage bei der WTO. Derweil prüft die chinesische Führung weitere Strafzölle auf Weine und europäische Automobile.
Doch das ist eher ein Schaukampf, im Hintergrund laufen intensive Gespräche um eine Einigung. Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass die Chinesen die Preise etwas anheben und die Mengen begrenzen und die EU im Gegenzug auf Strafzölle verzichtet. Ob das Solarworld wirklich substanziell helfen würde, scheint eher fraglich.
Solarworld-Chef Asbeck hat deshalb vorsorglich schon mal eine zweite Front aufgemacht und hohe Qualitätsstandards gefordert - an denen die Chinesen womöglich scheitern würden. Wir räumen dieser Initiative aber wenig Erfolgschancen ein.
Selbst wenn Solarworld also die Restrukturierung in den nächsten Wochen gelingt, bleiben für die Aktien wegen dem Kapitalschnitt, der enormen Verwässerung, der immer noch beachtlichen Verschuldung und der unsicheren Marktperspektiven die Aussichten trübe.
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