Die EU-Kommission ist tatsächlich auf Konfrontationskurs zu der Mehrheit der Länder gegangen und hat Strafzölle für chinesische Solarmodule verhängt. Der Aktie von Solarworld hat das in der letzten Woche zwischenzeitlich einen Kurssprung von 20 Prozent beschert. Doch die Risiken bei dem Unternehmen bleiben beträchtlich.
In einem ersten Schritt hat die EU-Kommission für zwei Monate einen Strafzoll von 11,8 Prozent verhängt. Sollte China nicht einlenken und künftig auf wettbewerbsrechtlich bedenkliche Stützungsmaßnahmen für die Solarindustrie verzichten, wird der Zoll ab Anfang August auf 47,6 Prozent angehoben.
Das würde Solarworld operativ zweifelsohne helfen, aber ob es so weit kommt, ist ungewiss. Bleibt die Mehrheit der EU-Länder bei ihrer Ablehnung, wäre es schon überraschend, wenn die EU-Kommission den harten Kurs weiterverfolgt - zumal China mit umfangreichen Gegenmaßnahmen droht (zuletzt waren Strafzölle auf europäische PKW im Gespräch).
Doch selbst wenn die Behörde das durchzieht, muss Solarworld auch noch die eigene Restrukturierung bewältigen. Anfang Juli finden die Gläubigerversammlungen der Anleihebesitzer statt - gibt es dort keine Zustimmung, wird es eng.
Geht aber alles glatt, ist das Unternehmen gerettet - was sich für die Altaktionäre aber nicht zwingend lohnt, schließlich halten sie nach einem Kapitalschnitt nur noch 5 Prozent von der neuen Gesellschaft. Dafür gibt es im Moment an der Börse noch 83 Mio. Euro - rückblickend dürfte sich auch auf diesem Niveau im Nachhinein ein Verkauf noch gelohnt haben, auch wenn wegen ausgeprägten spekulativen Aktivitäten in der Aktie zwischenzeitlich höhere Kurse durchaus möglich sind.
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