Die EU-Schutzzölle für Solarmodule sind für Solarworld im Kampf gegen die übermächtige chinesische Konkurrenz überlebenswichtig. Seit die Absichten der EU, einen Aufschlag von durchschnittlich 47 Prozent auf Produkte aus dem Reich der Mitte zu erheben, Anfang des Monats bekannt geworden sind, hat die Aktie von Solarworld um mehr als ein Drittel zugelegt.
Und die Schutzzölle sind zweifelsohne berechtigt, denn es ist hinlänglich bekannt, dass die chinesische Politik ihre Industrie mit Methoden fördert, die dem internationalen Wettbewerbsrecht widersprechen.
Trotzdem regt sich Widerstand gegen die Maßnahme - vor allem in Deutschland. Auf dem aktuell stattfindenden Antrittsbesuch des neuen chinesischen Premierministers sind die Schutzzölle ein großes Thema, und die deutsche Regierung scheint sich tendenziell auf die Seite Chinas zu schlagen. Offenbar werden ansonsten weitere Gegenmaßnahmen befürchtet, die dann aber deutsche Premiumbranchen wie den Maschinenbau oder die Autoindustrie treffen könnten. Vor diesem Hintergrund könnte Merkel im Rahmen der Verhandlungen in den nächsten sechs Monaten lieber die Solarindustrie und damit Solarworld opfern.
Selbst, wenn die Schutzzölle doch so kommen und bleiben, wie von der EU geplant, steht die aktuelle Rally von Solarworld auf dünnem Eis. Denn schließlich behalten die Altaktionäre nach dem geplanten Kapitalschnitt nur fünf Prozent des Unternehmens - für diesen Anteil ist die aktuelle Marktkapitalisierung von 95 Mio. Euro eine mehr als stattliche Summe.
Und eine Insolvenz ist weiterhin nicht ausgeschlossen. Zuletzt ist in Ermangelung einer ausreichenden Teilnahme auch der zweite Versuch gescheitert, auf einer Gläubigerversammlung einen Vertreter für die Inhaber einer Unternehmensanleihe zu wählen. Der Prozess der Umschuldung dürfte weiter zäh bleiben - negative Überraschungen nicht ausgeschlossen. Ein Investment bei Solarworld bleibt damit der berühmte Ritt auf der Rasierklinge.
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