Nachdem Abschreibungen bei Solarworld das Eigenkapital komplett aufgezehrt haben, drängt die Zeit für eine Rettung in Form einer finanziellen Restrukturierung. Dem notleidenden Kerngeschäft könnte bald die EU zu Hilfe kommen, doch bis dahin muss das Unternehmen durchhalten.
Auf 476,9 Mio. Euro hat Solarworld nun den Verlust für 2012 beziffert. Währenddessen ist der Umsatz um 42 Prozent auf 606 Mio. Euro gesunken und die liquiden Mittel reduzierten sich sogar um 60 Prozent auf 224 Mio. Euro.
Der Druck auf das Unternehmen ist ganz offensichtlich immens, doch es gibt ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Die EU-Kommission hat nun auch für den Bereich Solarglas ein Dumpingverfahren eröffnet. Auf dieses Geschäft entfällt nur ein sehr kleiner Teil des Marktes, aber die Schärfe der Vorwürfe ist durchaus interessant, denn die Behörde mokiert sich deutlich über allerlei unerlaubte Subventionen wie Steuerbefreiungen, Bürgschafen und zinsgünstige Kredite.
Das sind alles Praktiken, die auch im großen Verfahren zu Solarmodulen, -zellen und -wafern eine Rolle spielen. Die jüngsten Verlautbarungen der EU legen dabei nahe, dass die Kommissare die chinesischen Praktiken und die daraus resultierende Marktentwicklung (also das Firmensterben in Europa) sehr kritisch sehen und daher zur Verhängung von Strafzöllen tendieren könnten.
Damit davon auch die Aktionäre von Solarworld noch profitieren, muss das Management den Gläubigern allerdings ein deutliches Entgegenkommen abtrotzen. Nach wie vor scheint ein Deal, bei dem die Anteilseigner nicht völlig leer ausgehen, möglich, aber auch keineswegs sicher. Die Aktie von Solarworld klebt daher bei 0,70 Euro fest - und braucht angesichts einer aktuellen Marktkapitalisierung von immer noch fast 80 Mio. Euro einen baldigen Durchbruch in der Finanzierungsfrage, um zumindest die Marke von einem Euro zurückzuerobern.
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