Es sind Nachrichten, die die Aktionäre von Solarworld eigentlich freuen sollten. Die EU hat die Strafzölle auf Solarmodule aus China langfristig festgezurrt, und das Unternehmen will das spannende Experiment wagen, mit der Übernahme eines Bosch-Werks zu alter Größe aufzusteigen. Und die Aktie von Solarworld fällt darauf kräftig. Der aktuelle Newsflow hat freilich mit der Kursentwicklung nichts zu tun, denn die Aktie hat sich schon lange von dem fundamental gerechtfertigten Niveau gelöst.
Die Schutzzölle gegen chinesische Unternehmen sind nun erst mal für zwei Jahre gültig, so hat die EU entschieden. Damit hat Solarworld den Spielraum, um die eigene Sanierung auch operativ umzusetzen. Und dabei soll auch Größe helfen, deswegen plant das Unternehmen die Übernahme eines Werks von Bosch, das zur Disposition steht.
Um das umzusetzen, müssen aber zunächst einmal die Anfechtungsklagen gegen die Hauptversammlungsbeschlüsse aus der Welt geschafft werden - einige Kläger leisten hier hartnäckigen Widerstand. Kommt es tatsächlich zu einem Verfahren, wäre der Zeitplan für die Rettung gescheitert - und damit vermutlich auch die Rettung selbst.
Doch selbst wenn Solarworld bis Ende Februar alle Probleme löst und die Restrukturierung abschließt, wäre das für die Aktionäre kein Grund zum Jubeln. Denn damit würde die aktuelle Überbewertung erst richtig offengelegt - der hypothetische Marktwert nach dem Schnitt beträgt derzeit immer noch mehr als 1,5 Mrd. Euro.
Nicht umsonst nehmen Hedgefonds die Aktie wieder verstärkt mit Leerverkäufen ins Visier, und auch Großaktionär Asbeck verkauft, um die Anteile dann günstig im Rahmen der Restrukturierung zurückzuerwerben. Anleger, die jetzt noch engagiert sind, sollten es ihm gleich tun. Denn das Ende der Überbewertung naht mit dem Abschluss der bilanziellen Sanierungsmaßnahmen, und selbst eine Pleite ist immer noch nicht vom Tisch.
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