Elon Musk hat Tesla einen Bärendienst erweisen. Der Tweet über eine mögliche Privatisierung des Elektroauto-Pioniers entwickelt sich zum Bumerang. Ist der Chef noch zu halten?
Elon Musk mag es leid sein, das ständige Dauerfeuer von Skeptikern, das Plaudern lästiger Whistleblower und den Druck von Shortsellern. Eine Privatisierung – die angesichts eines hohen Refinanzierungsbedarfs von Tesla aber eine Herkulesaufgabe darstellt – könnte da unter Umständen für Entspannung sorgen.
Nur der Weg, den Musk gewählt hat, das zu verkünden, ist ein No-Go. Statt eine große Pressekonferenz einzuberufen, setzte eher einen Tweet ab, versehen mit einem möglichen Privatisierungskurs von 420 US-Dollar und der Aussage, die Finanzierung sei gesichert – und vor allem der Wahrheitsgehalt des Statements zur Finanzierung ist hoch umstritten.
Ob er diese Vorgehensweise unbeschadet überstehen wird, ist ungewiss. Die Börsenaufsicht SEC hat Medienberichten zufolge den Vorstand von Tesla vorgeladen, um Informationen über die Pläne zu bekommen. Und erste Anlegerklagen sollen auch unterwegs sein.
Über die Motive von Musk kann man nur rätseln. Wenn er tatsächlich einen solchen Deal in der Hinterhand hätte, hätte er eigentlich eine Veröffentlichung entspannt und professionell vorbereiten können. So wirkt es eher wie die Verzweiflungstat eines Vorstands, der einem jüngst veröffentlichten Interview zufolge nach eigener Einschätzung massiv unter Druck steht.
Der Aktie von Tesla hat der Schachzug jedenfalls nicht geholfen. Nach einem kurzen Peak ist das Papier wieder abgerauscht und erneut bei der psychologisch wichtigen Marke von 300 US-Dollar angekommen. Die hohe Diskrepanz zum vermeintlichen Privatisierungskurs von 420 US-Dollar zeigt, wie niedrig die Börse die Wahrscheinlichkeit eines Deals einstuft.
Das Unternehmen sucht wohl einen Stellvertreter, der Musk entlasten soll. Ob das mit dem schillernden Visionär tatsächlich funktionieren kann, muss sich erst zeigen. Es könnte auch der erste Schritt zum Abgang von Elon Musk sein, der in Abhängigkeit davon, wie die Untersuchung der SEC verläuft, am Ende vielleicht nicht mehr zu halten sein wird.
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