Die Deutsche Telekom sucht verzweifelt einen Weg, um aus der Defensive zu kommen. Die Initiative, die Übertragungsgeschwindigkeit für Vielnutzer zu reduzieren, hat im laufenden Jahr nicht nur zu einem PR-Desaster geführt, sondern auch die Politik auf den Plan gerufen. Wegen einer Gesetzesinitiative des Wirtschaftsministeriums könnte die Strategie komplett scheitern. Ähnlich schwierig bleibt die Lage in den USA: Nach der Fusion mit MetroPCS zeichnete sich kurz eine Lösung für das ungeliebte Engagement ab, der Königsweg eines schnellen Verkaufs scheint aber nun versperrt. Die Aktie der Deutschen Telekom ist trotz der Aussicht auf eine weiterhin hohe Dividende kein Investment für Langfristanleger, allenfalls unter Tradinggesichtspunkten ist der Wert interessant.
Die amerikanische Mobilfunk-Tochter T-Mobile USA schien in einer fast aussichtslosen Lage. Das Unternehmen war zu klein, um die nötigen Investitionen in den Ausbau des Netzes zu stemmen, aber zu groß, um mit den großen Konkurrenten zusammenzugehen – der anvisierte Verkauf an AT&T wurde von der Wettbewerbsbehörde untersagt. Das Management wählte daraufhin den einzig verbleibenden Ausweg, eine Fusion mit dem etwas kleineren Wettbewerber MetroPCS. So konnte zumindest die Erosion des Marktanteils im Vertragskundengeschäft vorübergehend gestoppt werden.
Das Problem des hohen Investitionsbedarfs bleibt allerdings bestehen. So muss die Telekom aktuell allein für Frequenzen in der Mississippi-Region, mit der das Leistungsangebot für rund 30 Mio. potenzielle Kunden verbessert werden kann, 300 Mio. US-Dollar ausgeben. Das Management der Bonner würde sich lieber auf den europäischen Markt konzentrieren – auch hier ist der Investitionsbedarf enorm –, aber ein schneller Exit in den USA scheint mittlerweile unwahrscheinlich. Denn der mögliche Käufer Softbank hat mit seinem Gebot für Sprint Nextel, die Nummer drei im Markt, offenbar Erfolg, die Aktionäre der Gesellschaft haben jedenfalls zugestimmt. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde das Vorhaben scheitern, da der Satelliten-TV-Anbieter Dish ein Gegenangebot abgegeben hatte. Dann hätte sich Softbank eventuell um T-Mobile USA bemüht. Das ist nun allenfalls eine mittelfristige Option, falls die Wettbewerbsbehörde einem Zusammenschluss mit Sprint zustimmen würde. Bis dahin bleibt der Deutschen Telekom nichts anderes übrig, als ihre Tochter mit hohen Investitionen weiter aufzuhübschen.
Denn das aktuelle Bild ist noch ernüchternd. Im ersten Quartal 2013 reduzierte sich der Umsatz in den USA um 8 % auf umgerechnet 3,54 Mrd. Euro, das bereinigte EBITDA schrumpfte überproportional um 9,7 % auf 0,89 Mrd. Euro. In Relation dazu sieht das Deutschland-Geschäft fast noch gut aus, hierzulande musste nur ein Rückgang um 1,7 % auf 6,3 Mrd. Euro hingenommen werden. Das liegt vor allem an dem rückläufigen Geschäft mit Festnetzanschlüssen, binnen Jahresfrist gingen hier erneut mehr als 1 Mio. Kunden verloren (-4,4 % auf 22,1 Mio.). Die Erosion bei der traditionellen Cash-Cow ist bedenklich, denn sie macht sich wegen der geringen variablen Kosten deutlich in der Marge bemerkbar, das bereinigte EBITDA in Deutschland schrumpfte daher stärker als der Umsatz um 3,8 % auf 2,26 Mrd. Euro.
Zuwächse bei IP-basierten- oder Breitband-Anschlüssen sowie bei der TV-Vermarktung reichen im Moment bei weitem nicht aus, um den Trend zu drehen. Daraus dürfte die Idee geboren sein, mit dem Datenverkehr mehr Geld zu verdienen. Vielnutzer, deren Anschluss-Übertragungsgeschwindigkeit bei bis zu 16 MBit/s liegt, sollen ab 2016 Aufschläge für eine Flatrate zahlen, sonst wird ab einem Volumen von 75 GB die Leistung gedrosselt (bei schnelleren Anschlüssen sind 400 GB frei). Das hat aber nicht nur zu einem Sturm der Entrüstung geführt, infolgedessen die Telekom die angedrohte Tempodrosselung bereits deutlich zurückgenommen hat, sondern auch die Politik auf den Plan gerufen. Denn die Bonner wollen eigene Angebote wie Entertain von der Maßnahme ausnehmen, was Wirtschaftsminister Rösler zu einer Gesetzesinitiative für die Netzneutralität veranlasste. Wird diese in der geplanten Form umgesetzt, müsste sich die Telekom etwas Neues einfallen lassen.
Aber selbst mit dem bisher kommunizierten Konzept ist eine Rückkehr zu steigenden Erträgen sehr unsicher. Im Moment nimmt die Innenfinanzierungskraft der Deutschen Telekom daher weiter ab, was wegen der notwendigen Investitionen in den Netzausbau nicht unproblematisch ist. Das Management hat daher eine Kürzung der Dividende angekündigt, nach 0,70 Euro für 2012 dürften für das laufende Geschäftsjahr nur noch 0,50 Euro ausgekehrt werden. Daraus errechnet sich eine durchaus respektable aktuelle Dividendenrendite von 5,5 %. Das Problem ist…
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