Die Deutsche Bank bleibt trotz aller Bemühungen in einer prekären Situation. Kein Wunder, dass immer wieder Spekulationen über ein Zusammengehen mit anderen Banken aufgewärmt werden.
Dabei stand in den letzten Tagen erneut das Modell einer Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank im Fokus. Bei beiden besteht Handlungsbedarf, sind sie doch in den vergangenen Jahren sowohl im europäischen als auch im internationalen Wettbewerb trotz aller Kostensenkungen und Umstrukturierungen weiter ins Hintertreffen geraten.
Die jüngsten Statements aus Reihen der deutschen Politik, die nach einem deutschen bzw. am besten europäischen Champion riefen, schienen da wie ein neues Wecksignal für allerlei Fusionsüberlegungen zu sein. Die Commerzbank sprang auch ziemlich zügig drauf an, während die Deutsche Bank selbst eher zurückhaltend reagierte. Dennoch war das, was aus Frankfurt zu hören war, durchaus interessant.
Denn eine generelle Absage an einen Zusammenschluss gab es nicht. Eher nur der Verweis darauf, dass man derzeit keine entsprechenden Ressourcen sehe, um solch ein Projekt zu stemmen. Vorher wolle man die Postbank-Integration und das laufende Kostensenkungsprogramm abschließen. Man nannte sogar einen Zeitraum: eineinhalb Jahre.
Die Frage, die sich aber nicht wenige Marktteilnehmer stellen: Wäre solch ein Zusammenschluss überhaupt sinnvoll? Denn hier würden letztlich nur zwei Schwache zueinander finden, woraus wohl kaum ein plötzlich erstarktes Institut entstehen könnte. Deshalb wurde auch schnell europäischer gedacht. Und das auch zu Recht. Denn speziell bei der Deutschen Bank findet sich eine deutliche Diskrepanz zwischen Geschäft und Börsenbewertung. Während man trotz einer deutlichen Schrumpfung der Bilanzsumme auf zuletzt rund 1,4 Billionen Euro immer noch auf Platz 15 in der Weltrangliste der Banken liegt, ist die Deutsche-Bank-Aktie nach Marktkapitalisierung inzwischen auf einen fernen 50. Platz abgerutscht.
Übersetzt heißt das: Ein potentieller Käufer würde hier, auch unter Beachtung der vorhandenen Risiken und insb. Bilanzrisiken, noch relativ günstig zum Zuge kommen können. Dabei wäre wohl eine europäische Lösung (bspw. BNP Paribas oder Credit Agricole) eine interessantere Option als ein internationaler Käufer. Allerdings könnte es hier eine Art Giftpille geben. Denn noch ist völlig unklar, was mit den 10 % geschieht, die derzeit in Händen der chinesischen HNA liegen. Diese will ihren Anteil verkaufen, wobei neben einigen chinesischen Banken auch der chinesische Staatsfonds CIC Interesse zeigt. Bleiben die Chinesen Großaktionär, dürften wohl einige Kaufinteressenten eher Abstand nehmen.
Schaut man auf die Aktie der Deutschen Bank, wird relativ schnell deutlich: Der Markt wartet ab. Kurzfristige Verbesserungen in der Charttechnik sind derzeit wohl genauso zufällig wie entsprechende Verschlechterungen. Eine echte Tendenz dürfte wohl erst dann erkennbar werden, wenn sich mindestens das fundamentale Umfeld nachhaltig verbessert. Vorher bleibt jedes Investment höchst spekulativ.
Exklusives Angebot: Top-Analysen von mehreren Qualitätsportalen in einem kostenlosen wöchentlichen Newsletter. Mit Aktien-Global Select bietet das Team von Aktien-Global.de einen exklusiven Service für eine fundierte und komprimierte Information. Hier kostenlos und unverbindlich anmelden.
Bitte beachten Sie unseren Disclaimer zu möglichen Interessenskonflikten