Natürlich ist die Deutsche Bank auch bei dem jüngsten Finanzskandal wieder mit an Bord. Es macht langsam den Eindruck, als wäre die Rechtsabteilung diejenige Instanz, von der das Ertragspotenzial in den nächsten Jahren am meisten abhängt. Eine gefährliche Entwicklung für die Doppelspitze Jain/Fitschen.
Kaum waren die Dokumente zur Nutzung von Steueroasen durch mehr als 100 Tsd. vermögende Privatpersonen veröffentlicht (Offshore-Leaks), wurden auch schon Vorwürfe gegen die Deutsche Bank erhoben, die mit einer Tochter in Singapur u.a. an der Gründung von Briefkastenfirmen mitgewirkt haben soll.
Den Vorfall könnte man als Lappalie abtun, würde er sich nicht einreihen in eine Serie von Skandalen, die beispiellos in der Geschichte des deutschen Spitzeninstituts ist. Und die durchaus tiefe Spuren in der Bilanz hinterlässt. Die vorläufigen Zahlen für 2012 mussten wenige Wochen nach ihrer Veröffentlichung nach unten korrigiert werden, da die Rückstellung für Prozessrisiken um 0,6 auf 2,4 Mrd. Euro erhöht werden mussten.
Das zeigt, wie schwierig das Prozessgeflecht mittlerweile einzuschätzen ist, die Abarbeitung dürfte erhebliche Management-Kapazitäten binden. Dabei brauchen Jain und Fitschen die ganze Kraft für ihre Herkulesaufgabe, nämlich die Bank zu verschlanken und Risiken zu minimieren und trotzdem die Ertragskraft zu erhalten. Der gestern vermeldete Verkauf eines Kreditportfolios in den USA im Volumen von 3,7 Mrd. US-Dollar ist da nur ein kleiner Schritt.
Die Skepsis an der Börse ist daher durchaus verständlich, die Aktie hat vom Februar-Hoch mittlerweile 22 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Vielleicht lässt die Bank ja auf der außerordentlichen Hauptversammlung am Donnerstag, mit der die Beschlüsse der letzten HV rechtssicher gemacht werden sollen, mal etwas Beruhigendes für die Aktionäre verlauten.
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